Gemütlich entspannt sitze ich im vor Kurzem erworbenen Sessel, die Füsse auf dem dazu passenden Hocker locker abgelegt, umschmeichelt von warmen Wollhausschuhen. Draussen pfeift der Wind ums Haus, der Kaffee – natürlich mit Hafermilch – duftet aus einer Tasse neben mir, im Hintergrund spendet mir Spotify sanft gestreamte Musik, ich habe bezahltes Frei, auf den Knien liegt das Macbook. Mein Popo ist fossil ( kann ich nix für ) schön gewärmt, das neue Auto parkt unter dem Fenster – hat natürlich Sitzheizung -, die beste Lebensgefährtin von Allen bäckt nebenan Lebkuchen, was ein Duft! Hach, mein Körper muss nichts tun, kann bräsig in der Komfortzone bleiben. Wenn ich jetzt noch der KI meinen Schreibstil beibringe, kann auch die Birne schön im Leerlauf abhängen.

Und dann noch die äusseren Rahmenbedingungen: ein sicherer Job, Einzahlungen in die Rentenkasse, eine schöne, bezahlbare Wohnung, bald wieder arbeitsfähig gesund, ein bisschen Freizeit, ein bisschen Reisen, manchmal Theater, bald ist Weihnachten. Ja, das ist Sicherheit, das ist der Weg des Komfortablen, so soll es bleiben.

Es ist dieser Moment an diesem eine Abend, in dem ich in einer derartigen Komfortzone abhänge. Er ist schwer erarbeitet. Und tut gut. Ich hing aber schon in einer Komfortzone drin, die auf den ersten Blick mit Komfort so rein gar nichts zu tun hat: einer Komfortzone, die zum Burnout im Speckmantel führte.

Häh, Komfortzone = Burnout? Widdsisch, wie der Hesse sagen würde. Clown gefrühstückt? Nein, mein voller Ernst: Rennen, sich hetzen lassen, täglicher Hustle im Komfortzonen-Kokon!

Was war und ist für mich Komfort? Auch hier sind wir Menschen nicht ganz so individuell wie wir glauben. Ein Herr Maslow hat das in seiner Bedürfnispyramide dargestellt: die Basis der Pyramide sind die physiologischen Bedürfnisse, darüber Sicherheit. Dann soziale Bedürfnisse. Darüber Individualität und die Spitze ist dann der Wunsche nach Selbstverwirklichung. Ist recht vereinfacht, beschreibt es jedoch ganz gut: ich muss Essen, Trinken, K…… . Dann gibt ein Dach über dem Kopf, gesicherte Gesundheit, Abwesenheit von direkter Bedrohung und ein geregeltes Einkommen Sicherheit. Ein paar Freunde, Kollegen und Nachbarn, um meine sozialen Bedürfnisse zu sichern? Her damit. Individuelle Bedürfnisse? Auto, Fahrrad, Handy, Macbook, gut Essen gehen, schöne Reisen? Erst recht her damit. Und dann selbst verwirklichen, Sinn im Leben finden. Und zwischen allen Stufen Liebe, Sex und Partnerschaft, irgendwo zwischen Physis und Selbstverwirklichung. Auf welche Ebene Ihr Konsum und Status packt sei Euch überlassen, ich habe da so einige Ideen für jede Stufe. Ist alles erreicht, können wir uns im erreichten Idealzustand zurücklehnen – Sessel, Hafermilch, Wärme – you name it. Ich bin die personifizierte Komfortzone. Herrlich………

Aufgewacht, bevor ich im selbst geschaffenen Nirwana der westlichen Lebensart versumpfe und der Blog hier endet. Ich kann auch der KI meinen Schreibstil nicht aufzwingen, mit jedem Versuch kommen kryptischere Antworten. Na ja, man sagt ja auch, dass KI dümmer wird, je mehr Menschen sie „füttern“. Kann ich nachvollziehen. So, jetzt erst mal rauf aufs Rad, auf dem Feldberg sind es 0 Grad bei stürmischen Winden und Nebel. Das verspricht schon mal eine Anti-Komfortzone.

Wir entschuldigen die kleine Pause………….

Hi, zurück, um mit eigenen Worten weiter zu schreiben. Habe ich schon erwähnt, dass wir angstgesteuert sind? Oft von Aussen? Drohung des sozialen Abstieges und so? Ja ja, schon ok, nicht nur ein mal. Bevor Oppa wieder vom Kriech erzählt und dafür ein paar Tage des letzten Drittels opfert, macht er es kurz: ich liess mich oder lasse mich ab und zu immer noch von diesen diffusen Ängsten einfangen.

Und was machte ich gegen die Ängste? Mich in Sicherheit bringen. Und was gibt Sicherheit? Die persönliche Komfortzone. Meine Komfortzone ist daher nicht nur der warme Sessel. Sicherheit gibt mir auch, was ich kenne, was ich kann, was ich tue, besonders, wenn ich es in täglichen Routinen finde. Besonders dann, wenn ich sie nicht ganz ungerne mache. Hier kommt jetzt endlich die Arbeit ins Spiel, der Fetisch meiner Generation. Denn eigentlich arbeite ich ganz gerne, habe nette Leute um mich herum, mach(t)e sogar einen Job mit Sinn und es gab immer was zu Essen. Der Mops fühlte sich wohl, ich war in der Komfortzone, der Speckmantel schützt. Tägliche Routinen bewahren vor zu viel Denken. Das ist ja noch besser. Also auf die Arbeit konzentrieren, Spass haben in der Freizeit, läuft………. Pah, Ängste und Sorgen, ihr könnt mich mal.

Gut, manchmal……. öfters ……. sehr oft………noch öfter ………. immer…….. war es stressig. Fehlende Mitstreiter und Mitstreiterinnen, DIE Seuche, schlechte wirtschaftliche Rahmenbedingungen, anspruchsvollere Kunden machten das ARBEITS-leben ( ich wollte schon „Leben“ schreiben, da kann man mal sehen! ) nicht gerade leicht. Aber hey, das kannte ich ja. Ausserdem gab es immer noch genug zu Essen. Komfortzone, Du bleibst mir erhalten. Und bringst mir immer noch die Erfüllung meiner Bedürfnispyramide: Essen, Sicherheit, Kollegen und Kolleginnen, ich kann mich austoben und es macht Sinn. Geil, passt! Maslow wäre sicher stolz auf mich gewesen. Abends nach Hause, Sessel und so, Komfort. Aber – oh je, jetzt bitte nicht wieder Oppa erzählen lassen – , der Körper und auch die Seele empfanden es weniger komfortabel, stellten sich quer und blieben einfach mal liegen. Einfach so, rien ne va plus.

Das zuzulassen war nicht einfach. Dieses von mir aufrechterhaltene System aus sinnhafter Arbeit, Sicherheit, Freizeitvergnügen, Angstbewältigung und Routinen als Teufelskreis zu akzeptieren fiel mir echt schwer. Soll ich das wirklich aufgeben und diesen Kreis endgültig durchbrechen? Oder Körper und Geist wieder fit machen und dann zurück, evntl. mit geringerer Intensität? Zurück in die Komfortzone, diesmal mit mehr Bewegung und weniger Speckmantel, die ich dann vielleicht bis zur Rente und darüber hinaus aufrecht erhalten kann? Der Weg zurück ins alte Leben auf breiten, etwas weniger dornigen Wegen, nicht zu viel Denken, kein Teufelskreis mehr, ich werde sterben, diesmal langsamer. Um jeden Rentencent kämpfen, mit 68 kannst Du dann alles machen, was Du schon immer wolltest. Kein sozialer Abstieg, keine Brücke. Bist ja gesundheitlich auf dem richtigen Weg. Maslow lehnt sich in diesem Moment zufrieden zurück: „Junge, Du hast es begriffen!“. Und: „wann gibt es endlich was zu Essen?“

Moment! Diese Frage enttarnt Dich, Herr Maslow! Du fandest den Speckmantel als Rüstung gar nicht so schlecht, oder? Ein bisschen Luxus, ein bisschen Panzer, ein bisschen Gesundheit, ein bisschen Seele streicheln, und schon läuft es wieder? Um mich davon restlos zu überzeugen, muss ich aber noch viele Therapiesitzungen zu machen, die das Ziel „Herstellung der Arbeitsfähigkeit“, „Resilienz“ und „Selbstliebe“ haben. Alles, damit ich in meinem Komfortzonen-Kokon bleiben will.

Was wäre denn, wenn ich nicht in diesen Komfortzonen-Kokon zurückkehre? Wie groß sind die Chancen, das letzte Drittel gesund und wach, ohne, dass ein Speckmantel schützen muss, zu verbringen. Sorry, Herr Maslow, ich muss Deine Pyramide mal auf den Kopf stellen. Machen wir doch mal Sinn und Selbstverwirklichung sowie Individualität zur Basis, mit einer Prise Soziales obendrauf:

ich schreibe gerne, bin leidenschaftlicher Radler, gebe gerne Rat ( manchmal, äh…… öfter auch ungefragt ) und glaube daran, dass wir Menschen eher kooperativ als abgrenzend sind. Und dass das Leben, Ideen, Richtungen nicht in Stein gemeisselt sind. Ich zumindest bin noch nicht mit Steintafeln von Bergen hinab gestiegen. Leute kennen lernen, kommunizieren. Scheitern gehört dazu, am besten sogar mit Humor. Dinge ausprobieren, verwerfen, als unmöglich erkennen – und lachen. Es wird schon weitergehen, sogar in einem der reichsten und sichersten Ländern der Welt. Und Essen und Trinken gibt es viel, so viel, dass in unserem Land 30% der Lebensmittel wieder vernichtet werden. Nimm´das, Maslow! Das könnte funktionieren.

Reisen und Schreiben, das wäre was: das Leben als verarmter Schriftsteller in fremden Ländern ist doch reizvoll. Ernest Hemingway, Graham Greene und andere fanden sogar ihren Weg in unseren Schulunterricht. So lange ich zwei gesunde Hände habe und/ oder einen wachen Geist, kann ich das Dach über dem Kopf behalten. Schliesslich haben wir uns schon die kleinstmögliche Wohnung im günstigen Viertel ausgesucht. Und unterwegs? Lass´ doch mal schauen, was workaway.info so zu bieten hat. Kost und Logis in aller Welt gegen etwas Arbeit. Auch für Alte im letzten Drittel.

Menschen auf´s Rad bringen, auch so was. Habe ich schon ein paar Mal versucht, zum Beispiel mit http://www.seefeeldrive.de . Das Konzept kann ich überarbeiten, etwas ortsunabhängiger werden. Zu den Menschen gehen, nicht warten, dass sie kommen.

Und Rat geben? Nun, dieser Blog ist öffentlich, wenn auch unbeworben bisher. Ich denke mal, dass der oder die Eine hier etwas mitnehmen kann. Alles auch ausbaufähig: Vorträge, ein Buch, Kolumnen, Coaching, gebt mir Feedback.

Ein Blick auf den Rentenbescheid ist weiterhin ganz hilfreich: wenn ich mich weiter so abstrampele und in die Rente einzahle wie bisher, bleibt zwar mehr als die Durchschnittsrente, was aber immer noch recht wenig ist. Und mehr wird es nicht, da können wir alle weiterhin die Demographie ignorieren, über Gen Z schimpfen und uns noch so sehr zu Aktien- oder Kryptospekulationen verleiten lassen. Ich bin übrzeugt, dass wir im näher kommenden Alter verstärkt auf Kooperation, Tauschwirtschaft und gemeinsame Lebensformen setzen MÜSSEN. Ängstlich in unseren Kokons sitzen wird nicht funktionieren! Wer macht mit, schreibt mir!

Puh, das braucht Zeit und Mut. Manchmal denke ich, das geht nicht. Was aber laut landläufiger Meinung auch nicht geht, ist, mit fast 60 über 20kg abzunehmen, auf dem Rennrad schneller und ausdauernder zu sein als mit 30, im Fitnessstudio zuzulegen. Und dann mit 60 den ersten 200er und eine Grandes Alpes inkl. Mont Ventaux anzupeilen und vor allem, das Ganze als machbar zu bewerten, geht auch nicht. Die Shaktimat ( Motto: „it hurts so good“ ) auszuhalten, geht gar nicht. Was soll ich sagen, es geht doch! Die Finanzen? Nun ja, runter mit den Kosten, kleine Wohnung, wenig Konsum, frische Ernährung, dann kann man schon länger durchhalten. Und schliesslich habe ich auch jahrelang in Versicherungen eingezahlt, geht mal zur Überbrückung.

Nie wieder Speckmantel, nie wieder Komfortzonen-Kokon, nie wieder Burnout!


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