Heute ist einer der in diesem Winter so seltenen sonnigen Tage. Und ich kann nicht auf´s Bike. Zu schlapp nach einem Verdauungstrakt-Infekt. Oder was nicht ganz so frisches gegessen. Ich habe die Riegel im Verdacht, die schon seit langem in meiner Satteltasche so vor sich hin fermentierten. Knackiges Wintertraining und dann bleibt nix im Magen, da ist nix mit Regeneration. Und mein Respekt für Mark Cavendish für die 2024er Tour steigt noch mehr…….

Wenn schon nicht Radeln, dann wenigstens darüber Schreiben. Gibt auch ein bisschen was zu erzählen seit dem letzten Beitrag im letzten Sommer. Ich habe jetzt eine Fitnesstrainer A-Lizenz, mehr geht nicht in diese Branche. Ich hatte im September noch die medizinische Trainerprüfung gemacht und damit die Lizenz erworben. Das war die Ausbildung, für die ich das Ganze angefangen habe. Denn mein eigenes Training war nur aus dem Bauch heraus, gesteuert eher durch die aktuellen Gesundheitsmiseren als durch Planung. Jetzt habe ich zur eigenen Erfahrung die theoretischen Grundlagen erworben. Und schreibe Trainingspläne.

Eine Life Coach – Zertifikat kam noch dazu. Coaching Methoden drauf zu haben, um Menschen auf´s Rad und den Berg hoch zu bringen, ist auch kein Fehler. Alles passt gut zusammen, ich bin nach den Lehrgängen ein grosses Stück weiter.

Gut auch für die körperliche und mentale Stärke. Nach meiner Grossklockner-Hochalpenstraßen-Überquerung wollte ich nicht nur hoch hinaus, sondern auch weit und bin dann meinen zweiten Brevet des Jahres angegangen. Den Hessen Dreier. Wasserkuppe, Hoherodskopf und Feldberg in einer Tour. Die Reaktionen meines Umfeldes waren ob des Plans irgendwas zwischen „äh ja…..“ und „völlig bekloppt“. Ha, Challenge :-).

Ein paar Höhenmeter waren es laut STRAVA tatsächlich. Wie soll ich es beschreiben? Ich hatte schon nach der Wasserkuppe und 40 km keinen Bock mehr. Das folgende auf und ab in Richtung Hoherodskopf war zermürbend, bei km 75 sass ich auf der Bank einer Bushaltestelle und dachte: wenn jetzt der Bus kommt, steige ich ein. Kam aber keiner, ländliche Gegend halt, da hat der Verkehrsminister ja mal was für meine Motivation getan. Weiter mit der Aussicht auf Pommes und Wurst – Grüße an die Tour de Frittur von Richie und Tobi – auf dem Hoherodskopf, was den Weg runter in die Wetterau irgendwie erleichtern sollte. Gab´s dann auch, mit vollem Magen fiel ich wie ein Stein zu Tal in die Wetterau. Nur noch 90 km und 1200 Hm vor mir…….was? …… 90 km? Hoch? ……… niemals………. und es wird irgendwann auch dunkel! Muss das? Ja, muss! Ein Tritt nach dem anderen, geht doch. In Schmitten noch ein paar – damals wohl noch unfermentierte Riegel – und hoch gings auf den Berg.

Geschafft. Euophorie. Dachte: „jetzt schon aufhören? Nach erst 216km und nur 3300 Hm?“ Und fiel halbtot um……..

Lust auf mehr. Das Rennrad musste allerdings wieder etwas warten, ich hatte ein Engagement als Bike Guide und Reiseleiter bei terranova in Frankreich. Wenn schon nicht rauf auf den Mont Ventoux, dann wenigstens im Angesicht des Berges mal super Picknick mit gutem Wein in Chateauneuf-du-Pape für die netten Gästen machen. Und dann noch ein paar Touren durch das Burgund und die Provence leiten, was will ich mehr?

Na ja, richtig Radeln halt.

Zum Saisonabschluss nahm ich mir, eine unserer terranova 5-Tages eBike-Touren am Stück mit dem Rennrad zu fahren. Im Elsass. Etwa 250 km, überwiegend flach, mit einer Ausnahme: der Haut-Koenigsbourg, nur etwa 700m hoch. Ein Spässchen. Die Wetter-Apps versprachen Wärme und Sonne. Also Sommerhose und leichtes Trikot. Im Herbst bei schönstem Wetter durch die Weinberge, wie schön. Nach knapp 150 km kam ich völlig durchgefroren und fix und fertig auf der Haut-Koenigsbourg an. Weniger als so mittelschön, hätteste morgens lieber mal aus dem Hotelfenster statt in die App geschaut. Und es fing an zu Regnen. Nee, das muss nun echt nicht! Ab in den Zug – geht in Frankreich übrigen super – nach Strasbourg und dann noch ein paar Meter nach Kehl zum Auto. Die Sitzheizung wartet! Vorher aber noch angemessen Gebratenes, Frittiertes und Gehopftes im besten Restaurant und Hotel Badens, dem Hafen 17, der schönsten Hafenspelunke der Welt, einfahren. Im Elsass gibt´s ja nix.

Direkt danach Umstellung auf Winterzeit. Viele Autofahrende scheinen ja zu glauben, dass Radler in der dunklen Jahreszeit nur eine Illusion sind, die man nicht beachten oder verdrängen muss. Jedes Jahr das gleiche Spiel, es wird gefährlich. Ich hatte schon in meinem S-Pedelec-Pendler-Blog darüber berichtet. Was tun? Na klar, Gravelbike fahren. Das neueste Pferd im Stall bewegen. Ein Leasingrückläufer von Vaast mit Magnesiumrahmen und 47mm Reifen und sogar Nabendynamo mit unter 10kg. Sitzhaltung und Fahrkomfort wie mein 90er-Jahre MTB. Da sollte doch was gehen.

Und es ging. Auf meinen alten MTB-Wegen macht das Fahren im Herbst wieder Spass. Hätte ich so nicht gedacht, Gravelbikes habe ich immer unter Lifestyle verortet. Bis MVDP und Marianne Voss Weltmeisterinnen wurden. Sieh´mal einer an, geht auch ernsthaft sportlich, man muss nicht nur stylische Klamotten ausfahren.

Und meine Challenge? Boah, ich habe echt vergessen, wie besch……. das ist, sich im Winter bei -5 Grad bei einbrechender Dunkelheit irgendwo mitten im Geräusch zwischen Saalburg und Sandplacken auf einem Weg aus angefrorenen Matsch mit der Konsistenz von Pudding bergauf zu quälen. Aber auch, wie gut dann das Gipfelgefühl ist. Man dann zu Hause ankommt und sich fragt, wo denn Hände und Füsse so geblieben seien. Mit dem Rennrad käme ich bei solchen Bedingungen nicht auf die Idee, zu fahren.

Es ist doch noch was passiert, was ich nie geglaubt hätte. Ich bin nicht nur Fitnesstrainer, ich gehe sogar selbst ins Studio. Ja ja, nicht ganz ohne das Bild eines ehemaligen Fussballtrainers meines Bruders vor Augen: dick, groß, unbeweglich, Typ Ahnungsbär, der nach 3 Mal laut über den Platz „Lauf, Du fauler Sack!“ brüllen ausser Atem kam……….. Aus der Puste komme ich im Studio gewiss nicht. Aber ein paar Muckis im Oberkörper dürfen´s schon sein. Das geht auch mit 60!

Und mit 60 bin ich dann auch Radprofi geworden. In der Saison 2025 ab April hauptberuflicher Bike Guide für MTB und eBike im Feriendorf „Zum störrischen Esel“ auf Korsika. Dort könnt Ihr mich gerne besuchen, ich freue mich.


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